„Manchmal frage ich mich, ob Krieg und Gewalt sich wohl vermeiden ließen, wenn die Menschen bloß ein bisschen besser denken könnten. Vielleicht wäre das beste Mittel gegen Krieg und Gewalt ein kleiner Philosophiekurs ...“
(aus dem Buch von Jostein Gaarder, „Sohies Welt“)
Wie fängt das Philosophieren an? Aristoteles sagte mit dem Staunen. Aber was heißt das? Es ist das Phänomen des sich Wunderns. Aber wann staunt oder wundert man sich eigentlich? Wenn etwas Unerwartetes passiert, etwas Neues, etwas Unvorhergesehenes, etwas Unbegreifliches und etwas Unbekanntes.
Und dann kann man natürlich es hinnehmen und weiterleben oder anfangen, dieses „Wunder“ zu hinterfragen. Und da beginnt Philosophie: Nicht alles als Schicksal hinzunehmen, sondern zu fragen, warum es auf Erden, hier und jetzt, so ist, wie es ist, und wie wir es besser machen könnten.
Damit würden wir beginnen zu philosophieren: Das heißt, wir würden beginnen zu denken.
Wir würden uns zusammen um neue Einsichten bemühen, statt nur alte auswendig zu lernen.
Jemand der sich immer wieder um Einsichten oder Weisheit (griechisch: sophia) bemüht, kann ein Freund (griechisch: philos) der Weisheit, ein Philosoph genannt werden.
Die Art, wie wir nachdenken, unterscheidet uns von den Tieren.
Wir können überlegen, was wir für unser Leben als Menschen richtig und gut finden und können uns entsprechend verhalten.
Wir können etwas aus unserer Geschichte lernen und können Pläne für eine menschlichere Zukunft entwerfen.
Vor allem aber können wir uns gemeinsam fragen und diskutieren:
Was gehört zum Menschsein? Was finden wir gut und was böse – und warum? Wie nutzen wir unsere Freiheit und wovor haben wir Angst? Was macht unser Leben lebenswert und was ist Glück? Was können wir wissen, was dürfen wir hoffen? Wie sollten wir mit unserer Zeit umgehen? Was finden wir gerecht und was ungerecht? Müssen sich Gleichheit und Freiheit in einer Gesellschaft widersprechen?
Und leben wir auch selbst wirklich immer praktisch so, wie wir es im Gespräch vertreten?
Philosophieren heißt also nicht nur herumlabern. Sondern zielt auf unser verträgliches Miteinander-Handeln: in der Familie, in der Schule, unter Freunden, am Wohnort, im Land, in der Welt.
Herzlich willkommen im Club der Denker und Denkerinnen!
Formale und strukturelle Vorgaben
Ab der Stufe 5 wird das Fach Praktische Philosophie als Alternative zum Wahlfach Religion unterrichtet. In den Jahrgängen 5 bis 7 wird es durch Klassenlehrer unterrichtet. Neben der fachlichen Ausrichtung wird ebenfalls die sprachliche Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projekts „Deutsch in allen Fächern“ gefördert. In Jahrgang 8 setzt das Fach aus. In den Jahrgängen 9 und 10 wird das Fach - auch in Vorbereitung auf die Oberstufe - durch Fachlehrer unterrichtet.
In der Praktischen Philosophie werden thematisch sieben Fragenkreise in unterschiedlicher und jeweils dem Jahrgang angepasster Komplexität behandelt:
Dabei bietet sich die Anbindung des Unterrichts in den unteren Jahrgängen an den Klassenlehrer insofern an, als dass die ersten drei Fragenkreise Gegenstand des Unterrichts sind und somit einer stärkeren Klassenbindung, gemeinsamen Regeln des Umgangs miteinander und einer Identitätsstiftung dienlich sein können.
So kann auch spielerisch die Bedeutung und das Lesen von Emotionen mit den Schülern erarbeitet werden. Auf den unten abgebildeten Plakaten haben Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrganges die Gefühle „ängstlich“ und „fröhlich“ dargestellt.
Die oberen Jahrgänge beschäftigen sich thematisch stärker auch mit den anderen Fragenkreisen und sollen so auch ein stärkeres Bewusstsein für die Rolle des Menschen in der Gesellschaft, seine Verantwortung anderen und sich selbst gegenüber, sowie für das Rechtsempfinden und ebenfalls für den eigenen Ursprung und die Zukunft bei den Schülerinnen und Schülern evozieren.
Die Fachschaft bietet schon seit Jahren auf dem Tag der Offenen Tür ein „Philosophen-Café“ an, in dem die Gäste eingeladen waren, in einer entspannten Atmosphäre zu philosophieren. Seit dem Schuljahr 2016/17 ist aus dem „Philosophen-Café“ das „Kultur-Café“ geworden und trägt damit auch dem Projekt „Schule ohne Rassismus“ Rechnung. In dem „Kultur-Café“ stellen die Schülerinnen und Schüler vorwiegend anhand kulinarischer Köstlichkeiten ihre internationalen Wurzeln vor und kommen so bei einer Tasse Tee oder Kaffee in den Austausch mit anderen Kulturen, Bräuchen und Sitten.